Mach mal Feuer, Kleine - Roman by Smaus Martin

Mach mal Feuer, Kleine - Roman by Smaus Martin

Autor:Smaus, Martin [Smaus, Martin]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-11-14T05:00:00+00:00


15.

Am nächsten Morgen trat Andrejko seine Arbeit im Gärkeller an. Anfangs war er Mädchen für alles, er rührte die Hefe um, damit sie sich gut verteilte, scheuerte die Flure mit Schmierseife und holte für die Kollegen Bier aus dem Keller. Manchmal ließ man ihn die Kühlschiffe putzen, riesige Blechwannen direkt unter dem Dach, in denen die frisch gekochte Bierwürze abkühlte, und nach ein paar Wochen vertraute man ihm drei lange Gänge mit mehreren Reihen von Bottichen an, in denen das Bier gärte. Morgens schöpfte er den Gärschaum ab, und wenn das Bier in den Lagerkeller geschlaucht wurde, schrubbte er die Bottiche und die Kühlungsrohre mit Säure. Selbst wenn er Gummistiefel, Mantel und Handschuhe trug, juckte ihn noch abends der ganze Körper, und sein Blaumann zerbröselte, als wäre er aus Papier.

In den Pausen trafen sich die Brauereiarbeiter in ihren wattierten Jacken am Fahrstuhl, mit dem sie gleich zu Beginn der Schicht ein paar Fässer mit bestem Prazdroj aus dem Keller geholt hatten. Das Bier tranken sie aus einem blechernen Maßkrug, den sie vorher mit warmem Wasser ausgespült hatten, denn im Gärkeller herrschte eisige Kälte. Auch Andrejko spürte diese Kälte in sich aufsteigen, er vermisste die Sonne, und wann immer er konnte, rannte er für ein paar Minuten in den Hof, um sich dort zu wärmen und von den Sonnenstrahlen streicheln zu lassen … Nach der Schicht fuhr er zu Marketa an den Stausee, und nach Hause kam er erst spät abends, manchmal sogar erst gegen Morgen. Dann ging er direkt zur Arbeit, die acht Stunden musste er irgendwie herumbringen, und wenn es ganz schlimm war, konnte er sich in der Pause irgendwo verkriechen und ein Nickerchen machen. Die Männer lachten über seine müden Augen, aber wenn Andrejko der Kopf auf die Brust fiel, schickten sie ihn von selbst weg, sie würden ihm schon Bescheid sagen, wenn es wieder losgehe. Geschenkt haben sie ihm jedoch nichts, seinen Teil musste er schon abarbeiten. Manchmal rächte sich die durchwachte Nacht bitter, es reichte eine Sekunde Unachtsamkeit beim Schlauchen, und schon war ein Gummistiefel voll mit Säure und ließ sich nicht vom brennenden Fuß streifen.

Das bittere Bier, das die Männer aus dem Keller holten, war höllisch lecker, und Andrejko kam sehr schnell auf den Geschmack. Als er zum ersten Mal ein volles Glas in der Hand hielt, fiel ihm auf, dass selbst der finsterste Tag golden wurde, wenn man ihn durch das Glas betrachtete, als würde die Sonne ihn zum Leuchten bringen, und die Männer klopften ihm auf den Rücken, so hätten sie das noch nie gesehen, und dann sahen sie ihn durch das Glas an und lachten, sie hätten nie gedacht, dass auch normale Zigeuner golden aussehen könnten, und er stimmte in ihr Lachen ein, weil er wusste, dass sie es nicht böse meinten, dass sie sich nicht an seinen pechschwarzen Haaren und Augen und seinen dunklen Wangen störten, dass das Wort Zigeuner für sie kein Schimpfwort war.

Vielleicht lag es an den zahlreichen Hektolitern Bier, die die Männer täglich zu sich nahmen, vielleicht daran,



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